Leitartikel Februar 2023 - Schottland trifft aufs Burgund
Ein liturgischer Abendgottesdienst mit Texten aus Iona und Liedern aus Taizé
Frankreich im Jahr 1940: Im Dorf Taizé, das nahe der damaligen Demarkationslinie im unbesetzten Teil Frankreichs liegt, kauft der aus der Schweiz stammende Roger Schutz ein Haus, in dem er Kriegsflüchtlinge und Juden aufnimmt, die vor den Nazis fliehen konnten. Bald darauf kommen zwei weitere Häuser dazu, in welchen Kriegswaisen Aufnahme finden. Damit ist der Grundstein für die erste ökumenische Brüdergemeinschaft der Kirchengeschichte gelegt. Taizé wurde in den Jahren nach dem Krieg zu einem der bedeutendsten geistlichen Zentren Kontinentaleuropas. Mit den jährlichen Jugendtreffen und dem eingängigen meditativen Liedgut hat dieser kleine Ort im Burgund Millionen von Menschen geistlich geprägt.
Zwei Jahre zuvor auf einer kleinen schottischen Hebrideninsel: Es sind die Jahre der grossen Wirtschaftskrise. Auch in der Hafenstadt Glasgow grassiert die Arbeitslosigkeit. Der schottische Pfarrer George MacLeod stellt ernüchternd fest, dass seine Pfarrerskollegen die gebeutelten Arbeiter mit ihren Predigten nicht mehr abholen können. Sie haben die Sprache der einfachen Leute verlernt. Macleod fasst einen verwegenen Plan. Gemeinsam mit anderen Geistlichen, Studenten und Arbeitslosen will er die verfallene Abtei auf der Insel Iona wieder aufbauen. Die Pfarrer und die Arbeiter sollen dabei voneinander lernen. Aus diesem Bauprojekt entsteht eine weitere ökumenische Kommunität, welche im englischsprachigen Raum bis heute wirksam ist. Die Liturgien und Lieder der Iona Community prägen noch immer die Kirchen Grossbritanniens mit ihrer alltagsnahen und zugleich poetischen Sprache.
Schon früh sind die beiden Kommunitäten miteinander in Austausch getreten und haben sich gegenseitig inspiriert. So macht es durchaus Sinn, liturgische Elemente aus diesen inspirierenden Bewegungen in einem Gottesdienst zusammen zu bringen. Im Abendgottesdienst vom 18. Februar trifft eine Abendmahlsliturgie aus Iona auf Lieder aus Taizé. Gemeinsam wird gesungen, liturgische Texte werden im Wechsel gesprochen, die Trennlinie zwischen Pfarrperson und Gemeinde wird bewusst aufgehoben. Im Zentrum steht nicht eine lange Predigt, sondern das gemeinsame Feiern. Ich freue mich, wenn Sie sich mit mir auf dieses liturgische Experiment einlassen.
Samstag, 18. Februar, 19.00 Uhr, Kirche Affeltrangen