Leitartikel November 2025
«Der Weg zum Himmel führt immer bei Petrus vorbei»
Ein Satz aus der Dialogpredigt am Festgottesdienst vom 7. September hallt in mir nach. Der Turm der Kirche Affeltrangen beginnt zu predigen und ich lasse mich von seinen Worten berühren.
Am Ende der gemeinsamen Predigt hat Christina aus der Au den markanten Turm der Affeltranger Kirche zum Thema gemacht. Die bunten Rauten mit ihren hoffnungsvoll leuchtenden Farben weisen Himmelwärts, verengen sich im oberen Teil zu Pfeilen, welche den Blick noch deutlicher nach oben führen. Doch auf der Spitze des Turms sitzt (wie auf den meisten evangelischen Kirchtürmen) ein Hahn. An ihm muss der Blick vorbei, wenn er sich nach dem Himmelreich ausstreckt.
Hier, zuoberst auf dem Turm sitzt nicht ein Symbol des Triumphes, sondern ein Zeichen des Versagens. Alle vier Evangelien berichten davon, wie Petrus seinen Herrn Jesus in der Nacht vor dessen Kreuzigung verleugnet hat. «Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, bevor du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen.» (Lukas 22, 34) An diese schmerzlichen Worte Jesu erinnert uns der «Güggel» auf unserem Kirchturm. Der Weg zum Himmel kann nicht mit stolz geschwellter Brust angetreten werden, sondern nur mit der Erkenntnis, dass auch wir immer wieder versagen und auf die vergebende Zuwendung unseres Gottes angewiesen sind. An Petrus kommen wir auf dem Weg zum Himmel nicht vorbei. Und vielleicht ist das gar nicht schlecht so. Auf jeden Fall nehme ich diese warnende und doch tröstende Botschaft des Kirchturms ganz bewusst aus dem Feiern in den Alltag mit.
Emanuel Memminger, Pfarrer